Reserveantibiotika in Tiermedizin verbieten / Deutliche Warnung auf Beipackzettel
Europäischer Aktionstag am 18.11.2014

Brüssel - Anlässlich des morgigen "Antibiotika-Tag" warnte das Europäisch Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) vor der wachsenden Gefahr von Antibiotikaresistenzen in Europa. Die Experten zeigen in ihrer aktuellen Stellungnahme auf, dass sich in manchen Bereichen innerhalb von wenigen Jahren die Zahl der Resistenzen fast verdoppelt habe. Problematisch sei nicht nur zu häufige und falsche Verschreibung in der Humanmedizin, sondern auch der intensive Gebrauch in der Landwirtschaft.  Der Europaabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), Dr. Peter Liese (CDU), warnte eindringlich vor einer Post-Antibiotika-Ära:
"Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben in Europa jährlich 25.000 Menschen weil sie an Keimen leiden, gegen die kein herkömmliches Antibiotikum mehr wirkt. Auch wenn die Ursachen dafür vor allem in unzureichender Hygiene und in der unkritischen Anwendung beim Menschen selbst liegen, so gibt es doch auch eine Verbindung zur Tiermedizin. Viele Keime breiten sich bei landwirtschaftlichen Nutztieren wie Hühnern und Schweinen aus, und werden auf den Menschen übertragen. Deshalb besteht auch hier dringender Handlungsbedarf", so der Arzt und Europaabgeordnete.

 

Liese forderte im Rahmen des aktuellen Gesetzgebungsprozess um Tierarzneimittel, dass die EU den Einsatz von bestimmten Antibiotika in der Tiermedizin verbieten müssen, um für den Notfall Reserveantibiotika für den Menschen zu haben. "Dies ist im Notfall lebensnotwendig." Der CDU-Gesundheitsexperte forderte für den Humanmedizinbereich außerdem, dass der Beipackzettel verständlicher wird und klarer auf den richtigen Einsatz und Gefahren hinweist. "Die Patienten müssen auf den ersten Blick erkennen können, wie und in welcher Dossierung man das verschrieben Antibiotikum einnimmt. Auch hier liegen Vorschläge des Europäischen Parlaments auf dem Tisch, die schnell umgesetzt werden können", so Liese.

"Die Lage ist ernst aber nicht hoffnungslos. Im Sinne zukünftiger Patienten müssen wir jetzt aber sehr schnell konkrete Maßnahmen beschließen um nicht in eine Post-Antibiotika-Ära zu geraten in der kein Mittel mehr am Menschen wirkt", so Liese .