Ingenieure lesen daraus wie aus einem Kaffeesatz

Was ist eigentlich aus einem der größten Regionale 2013-Projekte, dem Kompetenzzentrum Fahrzeug-Elektronik (KFE), geworden? Bei einem Rundgang durch die Prüflabore des wachsenden Lippstädter Unternehmens, das seit 2011 im CarTec besteht, gaben sich MdEP Dr. Peter Liese und Jörg Blöming sichtlich beeindruckt. „Die Investition von sechs Millionen Euro Fördermitteln seitens der EU und des Landes sind hier bestens angelegt. Das KFE ist ein gelungenes Beispiel nicht nur für die Förderwürdigkeit von Unternehmen in Südwestfalen, sondern auch für die Stärkung des ländlichen Wirtschaftsraumes“, betonten beide.

  „Für uns war es 2006 eine große Errungenschaft, Fördermittel in die Region Südwestfalen zu bekommen. Vorher floss alles ins Ruhrgebiet“, verdeutlichte Liese. Längst wurde beim KFE die Zielsetzung, die industrielle Forschung in der Elektromobilität voranzutreiben, ausgeweitet. Für den großen Durchbruch der E-Fahrzeuge sei man gerüstet, auch wenn Deutschland mit 56.000 Fahrzeugen noch weit vom erklärten Ziel entfernt ist. Seit dem Auslaufen der Fördermittel vor zwei Jahren wolle man „als Dienstleister auch mit neuen Geschäftsfeldern am Markt bestehen und müsse eigene Umsätze generieren“, so KFE-Vertriebsleiter Tobias Möller. So wuchsen nach und nach die Labore – vom Klima-Rollenprüfstand über das Batterie- und Elektroniklabor, bis hin zu nunmehr zwei EMV-Laboren.

2016 wurde im „Werk 2“ das Schwingungslabor in den benachbarten Ideal-Werken eröffnet. Auf ihre Beständigkeit hin geprüft werden Elektronikkomponenten von Fahrzeugen, aber auch Elektronik von Haushaltsgeräteherstellern - mitunter monatelang. Im Klima-Rollenprüfstand werden Bedingungen von der Sahara bis nach Alaska simuliert, wobei die Prototypen europäischer Automarken auf ihre Beständigkeit gegenüber Fahrtwind, Temperatur oder Luftfeuchtigkeit getestet werden. „James Bonds Aston Martin hat hier auch schon auf dem Rollenprüfstand gestanden“, so Möller.

In der HALT/HASS-Anlage werden Geräte so lange bewusst Vibrationen und Temperaturwechseln ausgesetzt, bis sie am Ende absichtlich zerstört sind. „Aus diesem Kaffeesatz lesen die Ingenieure die Defizite des Prototyps heraus, die so behoben werden können und für eine nachhaltige Qualitätsverbesserung sorgen“, ist Möller selbst fasziniert von dem „Beweis deutscher Ingenieurskunst.“ Das KFE ist um Nachwuchsförderung bemüht. Sieben Studierende sind derzeit mit ihren Masterarbeiten, Bachelorarbeiten oder Praxissemestern am Zentrum beschäftigt. Liese und Blöming, die seit 1991 politische Verbündete sind, sicherten zu, dass sie die Verzahnung von Landes- und Europapolitik für das regionale Wirtschaftswachstum nutzen und ausbauen wollen.