Peter Liese im Gespräch mit Prof. Carolus von der Universität Siegen

„Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist neben der Steigerung der Energieeffizienz unverzichtbar, um die Klimaziele in Deutschland und Europa zu erreichen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Gegenüber anderen erneuerbaren Energien ist die Windenergie an Land relativ kostengünstig. Daher muss auch in Südwestfalen die Windenergie in vertretbarer Form weiter ausgebaut werden. Allerdings muss man dabei auch die Bedenken der Bevölkerung berücksichtigen“, darin sind sich Dr. Peter Liese und Prof. Dr. Thomas Carolus vom Institut für Fluid- und Thermodynamik der Universität Siegen einig. Prof. Carolus forscht seit einigen Jahren u.a. zum Thema der Lärmbelästigung durch Großturbinen. Bei einem Gespräch mit Peter Liese erläuterte Prof. Carolus, dass in den letzten Jahren die entstehenden Geräusche deutlich gesenkt werden konnten. Getriebegeräusche seien beispielsweise heute kein Thema mehr.



Der sogenannte Infraschall durch die Bewegung des Rotors, der von manchen Kritikern der Windkraft angeführt wird, ist aus Sicht Carolus kaum nachzuweisen: „Nach eine aktuellen Studie der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg liegen die von Windkraftanlagen erzeugten Infraschallpegel deutlich unterhalb der Wahrnehmungsgrenzen des Menschen. Und: Im Haus ist jede einfache Waschmaschine ein dominanter Infraschallerzeuger!“, so Carolus. „Wer einen älteren Windpark besichtigt und daraus auf neuere Windkraftanlagen schließt, liegt meiner Ansicht nach falsch“, so Peter Liese ergänzend. Trotzdem versucht Carolus die Geräusche weiter zu reduzieren. Durch Turbulenzen an der Hinterkante des Rotorblattes gibt es nach wie vor störende Geräusche, auch wenn sie wesentlich leiser sind als bei älteren Anlagen. Um diese Restgeräusche zu reduzieren erforscht Carolus mit seinem Team verschiedene Ansätze, beispielsweise Flügel mit Zacken an der Hinterkante. Dadurch würden die Strömungen weicher und der Schall reduziert. Erforscht wird auch, ob durch Druckluft die Geräuschquellen sozusagen vom Flügel weggeblasen werden kann. Hierzu werden Modelle von Flügelabschnitten gebaut und dann in einem aero-akustischen Windkanal getestet.

„Ich finde es sehr wichtig, dass in unserer Region an diesem Thema geforscht wird. Ohne Windenergie an Land ist die Energiewende weder in Deutschland noch in Europa zu schaffen. Aber wir müssen die Bedenken der Menschen ernst nehmen und jegliche Beeinträchtigung, soweit es geht, reduzieren“, so Liese.