Opfer des Attentates von Alexandria bei Veranstaltung der beiden Europaabgeordneten anwesend

„Der Kampf gegen die Verfolgung und Diskriminierung von Christen gehört ganz oben auf die politische Tagesordnung“, dies war der Tenor einer gemeinsamen Veranstaltung mit Elmar Brok, Europaabgeordneter für Ostwestfalen-Lippe und außenpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion, in Brilon.

DiskussionAuf unsere Einladung hin, diskutierten über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Südwestfalen und Ostwestfalen-Lippe über die schrecklichen Übergriffe auf Christen, die sich in den letzten Monaten gehäuft haben und die Möglichkeiten der deutschen und europäischen Politik, dagegen vorzugehen.

In den letzten Wochen sind mehrere christliche Regierungsvertreter (ein Minister, ein Gouverneur und eine Menschenrechtsaktivistin) von islamischen Fundamentalisten in Pakistan umgebracht worden, weil sie sich gegen die sogenannten Blasphemie-Gesetze einsetzten. Die Blasphemie-Gesetze stellen die Beleidigung des Islam unter Todesstrafe und werden vielfach genutzt, um Christen zu drangsalieren.

Die Situation in Pakistan ist leider kein Einzelfall. Nach Informationen der Organisation Kirche in Not, werden 200 Millionen Menschen auf der Welt wegen ihrer Religion diskriminiert, misshandelt und im schlimmsten Fall sogar getötet. 80 Prozent der wegen ihres Glaubens verfolgten, sind Christen. In Afghanistan und Saudi Arabien ist es bei Todesstrafe verboten vom Islam zum Christentum zu konvertieren. In Nordkorea sind 50.000-70.000 Christen in Gefängnissen. Auch im EU-Beitrittskandidatenland Türkei gibt es Morde an Christen, die aber nicht von staatlichen Stellen, sondern von Fanatikern und Verwirrten verübt werden. An die Türkei muss als EU-Beitrittskandidat aber ein besonders strenger Maßstab gestellt werden. Deshalb ist es inakzeptabel, dass den Christen grundlegende Rechte, wie die Ausbildung von Priestern oder der Bau von Kirchen unmöglich gemacht werden.

Anba Damian, Bischof der Koptischen Kirche in Deutschland, mit Sitz in Höxter-Brenkhausen, erinnerte an die Unterdrückung der koptischen Christen in Ägypten. Koptisch steht für Ägyptisch und die koptischen Christen fühlen sich als die Ureinwohner Ägyptens. In den letzten Jahrhunderten und Jahrzenten wurden sie allerdings immer stärker zurück gedrängt. Den blutigen Höhepunkt der Unterdrückung von Christen in Ägypten bedeutete das Attentat in der Silvesternacht. 23 Menschen wurde getötet und viele weitere verletzt. Einige der Verletzen halten sich zurzeit im koptischen Kloster in Höxter-Brenkhausen auf und waren bei der Veranstaltung in Brilon zugegen. Bischof Damian schilderte eindrucksvoll, wie traumatisiert diese Menschen sind. Seiner Aussage nach, gab es seit 1972 275 Übergriffe auf Christen. Kein einziger Täter sei bisher zur Rechenschaft gezogen worden. Nach Ansicht Bischofs Damians liege dies daran, dass der Islam in der ägyptischen Verfassung verankert ist und Übergriffe auf Christen, nach der Lesart der Verantwortlichen, weniger schwer wögen.

Elmar Brok, Abgeordneter für Ostwestfalen-Lippe und Außenpolitischer Sprecher der christdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament, wies auf die Situation im Irak hin. In den achtziger Jahren waren noch 15 Prozent der Bevölkerung Christen, heute sind es nur noch 1 Prozent, da sie systematisch diskriminiert werden und deshalb im großen Stil das Land verlassen. Das Europäische Parlament hat sich den Kampf gegen die Christenverfolgung auf die Fahne geschrieben. Bei internationalen Abkommen legen die Abgeordneten Wert darauf, dass zunächst Menschenrechte, also auch die Religionsrechte, geachtet werden, bevor ein Abkommen unterstützt wird. Bei der Hohen Beauftragten Lady Ashton (der Außenministerin der Europäischen Union) soll eine eigene Abteilung zum Thema Christenverfolgung eingerichtet werden und Christenverfolgung soll Gegenstand der jährlichen Menschenrechtsberichte sein.

Der Münchener Kardinal Reinhard Marx, der aus Geseke stammt, richtete ein schriftliches Grußwort an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Wir, als Christen die in einem freien Land in gesicherter Freiheit leben, sind in besonderer Weise verpflichtet denen, die wegen ihres Glaubens bedrängt werden, zur Seite zu stehen“, so der Kardinal.

Im Anschluss an die Veranstaltung fand eine lebhafte Diskussion statt. Im Zentrum der Debatte stand die Frage, wie man ein friedliches Zusammenleben zwischen Menschen muslimischen und christlichen Glaubens erreichen kann. Bischof Damian, Peter Liese und Elmar Brok stellten zum Abschluss fest, dass ökumenische Zusammenarbeit zwischen Christen aller Konfessionen gerade bei diesem Thema wichtig ist.

[caption id="attachment_3683" align="alignright" width="130" caption="v.l. Wilhelm Harding (Ortsvorsteher Brilon-Alme), Wolfgang Diekmann (stellvertretender Bürgermeister Brilon), Anba Damian (Bischof der Koptischen Kirche in Deutschland), Elmar Brok (Europaabgeordneter für Ostwestfalen-Lippe und außenpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion) und Dr. Peter Liese (Europaabgeordneter für Südwestfalen und Mitglied des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken)"]v.l. Wilhelm Harding (Ortsvorsteher Brilon-Alme), Wolfgang Diekmann (stellvertretender Bürgermeister Brilon), Anba Damian (Bischof der Koptischen Kirche in Deutschland), Elmar Brok (Europaabgeordneter für Ostwestfalen-Lippe und außenpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion) und Dr. Peter Liese (Europaabgeordneter für Südwestfalen und Mitglied des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken)[/caption]

Rede Peter Liese

Grußwort Kardinal Marx