Deutschland kann von Spanien lernen

Dies ist für jeden Menschen ein Horrorszenario. Ein lebenswichtiges Organ, wie beispielsweise das Herz, funktioniert nicht mehr und die einzige Hilfe ist eine Transplantation. Leider gibt es aber bei weitem nicht genügend Spenderorgane, so dass viele Menschen versterben, während sie auf eine Organspende warten. Liese-Klock-OrganspendeUm diesen Menschen zu helfen, appellieren Dr. med. Michael Klock, Vorsitzender des Ärztevereins Siegerland und ich an die Menschen in der Region, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und einen Organspenderausweis auszufüllen. Organspendeausweise gibt es kostenlos in vielen Arztpraxen und Apotheken, sowie im CDU-Europabüro (Tel. 0291 995913, Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). Das CDU-Europabüro hält auch Ausweise im praktischen Scheckformat vor. Eine weitere Möglichkeit für eine Bestellung ist das Internetportal der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) www.dso.de.

Das Europäische Parlament engagiert sich seit Jahren für die Organspende. Vor kurzem wurde eine Richtlinie angenommen, die vor allem den grenzüberschreitenden Austausch von Organen erleichtern soll. Im Moment ist es so, dass wir etwa mit unserem Nachbarland Polen keine Zusammenarbeit in Sachen Organspende haben. Dies kann dazu führen, dass Organe, die in Polen nicht verwendet werden, im Müll landen, statt deutschen Patienten zu helfen. Die neue Richtlinie, die gemeinsame Standards vorgibt, soll dies ändern.

Der wichtigste Schlüssel zur Verbesserung der Situation ist nach meiner Ansicht jedoch die Einführung von Transplantationskoordinatoren an den großen Krankenhäusern. Ärzte haben im Klinikalltag oft zu wenig Zeit, sich um das Thema zu kümmern. Deshalb haben andere Länder schon vor vielen Jahren speziell geschulte Kräfte eingeführt, die an den großen Kliniken dafür sorgen, dass kein Organ verloren geht. Dies ist auch der Schlüssel zum Erfolg in Spanien, wo es mit 34,4 Spendern pro Millionen Einwohner  mehr als doppelt so viele Organspenden gibt als in Deutschland mit 15,9.

Die Frage der Widerspruchregelung, also die Möglichkeit ohne Zustimmung zu entnehmen, wenn der Verstorbene zu Lebzeiten nicht widersprochen hat,  spielt dagegen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Auch in Spanien werden die Angehörigen gefragt, bevor man ein Organ entnimmt.

Unabhängig davon, sprechen sich aber sowohl das Europäische Parlament als auch der Deutsche Ärztetag für eine sogenannte Entscheidungslösung aus. Bei Ausstellung eines Dokumentes, z.B. bei Ausstellung eines Führerscheins, sollen sich die Menschen für oder gegen eine Organspende entscheiden. Etwa drei Viertel der Menschen in Deutschland (74 Prozent) sind grundsätzlich damit einverstanden, dass man ihnen nach dem Tod Organe entnimmt, aber nur ein Viertel (25 Prozent) hat einen Organspendeausweis. Dies muss sich ändern.

Auch Dr. Klock spricht auch für eine Entscheidungslösung aus: „Jeder Mensch soll einmal in seinem Leben entscheiden, ob er einer Organspende zustimmen würde. Natürlich kann man das auch jederzeit widerrufen, aber diese einmalige Zustimmung oder Ablehnung müsste man dann, in einem entsprechenden Ausweis, sei es Personalausweis, sei es Impfpass, sei es Versichertenkarte, da gibt es viele Möglichkeiten, vermerken und damit hätte der Arzt, der eventuell Organe entnehmen könnte, in einem gegebenen Fall die entsprechenden Informationen“.

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Dr. Liese Liese