Entscheidungslösung kann Spenderzahlen erhöhen und dadurch Leben retten  / Organisation in den Krankenhäusern verbessern

Gestern haben sich alle Fraktionen des Deutschen Bundestags auf eine Neuregelung der Organspende in Deutschland geeinigt. Damit wird es zukünftig die sogenannte Entscheidungslösung in Deutschland geben, bei der die Bürgerinnen und Bürger aufgefordert werden, sich für oder gegen eine mögliche Organspende zu entscheiden.

Die Entscheidungslösung schafft Voraussetzungen, um die Bereitschaft für mehr Organspenden in Deutschland zu erhöhen. Jeden Tag sterben bei uns drei Menschen, da für sie kein passendes Spenderorgan zur Verfügung steht. Das ist inakzeptabel. Es ist daher sinnvoll, wenn sich Menschen grundsätzlich mit dem Thema beschäftigen müssen und eine Entscheidung zu treffen. Vor allen Dingen würde dies aber auch den Angehörigen in einer schwierigen Situation, nach Eintreten des Hirntotes, helfen. Es ist aber darauf zu achten, dass kein Druck ausgeübt wird und auch eine Enthaltung möglich ist.

Nach den gestern bekannt gewordenen Plänen sollen künftig alle Deutschen regelmäßig von ihren Krankenkassen per Post angeschrieben, über die Organspende informiert und zur Abgabe einer Erklärung aufgefordert werden. Dies soll erstmalig schon in diesem Jahr geschehen, ein weiteres Mal in zwei Jahren und nach der Aufforderung im Jahr 2017 alle fünf Jahre. Darüber hinaus sollen die Behörden bei der Ausgabe von amtlichen Ausweisen – zum Beispiel Reisepass oder Führerschein – Informationen zur Organspende ausgeben.

Das Europäische Parlament hat diese Forderung schon vor zwei Jahren erhoben. Ich bin sehr froh darüber, dass Deutschland diese Empfehlung nun aufnimmt. Entscheidend für eine signifikante Steigerung der Organspendezahlen in Deutschland ist allerdings weiterhin die Verbesserung der Organisation in den Krankenhäusern und die ebenfalls vom Europäischen Parlament geforderte flächendeckende Einführung von sogenannten Transplantationskoordinatoren nach spanischem Vorbild.

Um den Patienten zu helfen, müssen so schnell wie möglich organisatorische Änderungen in den Krankenhäusern durchgeführt werden. Das Thema Organspende genießt in unseren Krankenhäusern nicht die nötige Priorität, wie beispielsweise in Spanien, wo es mit 34,4 Spendern pro Millionen Einwohner  mehr als doppelt so viele Organspenden gibt als in Deutschland mit 15,9. Dies liegt nach Ansicht aller Experten an dem spanischen Modell der Transplantationskoordinatoren.

Ich bin daher sehr froh, dass die Bundesregierung die Einführung von Transplantationskoordinatoren in ihrem Gesetzentwurf ebenfalls übernommen hat. Hier kann Europa nur eine Empfehlung aussprechen und ich begrüße sehr, dass Deutschland diese Empfehlung angenommen hat. Im Sinne der Patienten gilt es nun, den Vorschlag zeitnah, aber gewissenhaft  zu verabschieden und umzusetzen.