Peter Liese und MdL Daniel Sieveke besuchen die Kinderklinik St. Louise

Dr. Peter Liese und MdL Daniel Sieveke besuchten die Frauen- und Kinderklinik St. Louise. Gemeinsam mit Chefarzt PD Dr. Friedrich Ebinger, Oberarzt Dr. Peter Richter und kfm. Geschäftsführer Jürgen Thau besuchten sie die Frühgeborenen-Intensivstation sowie die Jugendlichen-Station der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, um sich vor Ort über die Bedürfnisse einer kinder- und jugendgerechten Versorgung zu informieren.

Dr. Peter Richter, leitender Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, gab den Besuchern zum Auftakt Einblicke in eine optimale Versorgung von Frühgeborenen und deren Familien. „Wir setzten uns schon lange für eine familienzentrierte Versorgung und eine entwicklungsfördernde Pflege ein“, betont der Neonatologe, der auf die Versorgung von „Frühchen“ spezialisiert ist. Das Team habe hierfür eine Vielzahl an besonderen Konzepten und Hilfsmitteln für die Familien entwickelt, um die Eltern so früh wie möglich in die Versorgung ihrer Kinder einbeziehen zu können und auch um die emotional sehr belastende Zeit auf der Frühgeborenen-Intensivstation besser verarbeiten zu können. „Schon lange leistet das Team unseres Perinatalzentrum eine hervorragende hochspezialisierte medizinische und pflegerische Versorgung unserer kleinsten Patienten“, betont Chefarzt Ebinger. „Doch die theoretischen Strukturvorgaben, die wir seitens des Gesetzgebers erhalten, sind immer schwieriger zu realisieren und an der Praxis vorbei.“ Insbesondere die quantitativen und qualitativen Vorgaben im Bereich der vorzuhaltenden Fachärzte und Pflegefachkräfte seien dauerhaft kaum zu erreichen. Die hierdurch entstehenden Personalkosten würden darüber hinaus im aktuellen System der Fallpauschalen für die Krankenhäuser nicht finanziert und führen dauerhaft zu Defiziten in der Kinder- und Jugendmedizin. Hier braucht es zukunftsfähige Weiterentwicklungen im Finanzierungssystem, um eine ausreichend wohnortnahe Kinder- und Jugendmedizin dauerhaft zu gewährleisten. „Die derzeitigen Vorhaltekosten in der Pädiatrie sind einfach zu hoch“, resümiert Geschäftsführer Thau. „Die Kinder- und Jugendmedizin darf nicht per se aus der Erwachsenenmedizin quersubventioniert werden müssen, um überlebensfähig zu sein“, sind sich alle Akteure einig.

Ein weiterer Knackpunkt sei der extreme Mangel an Fördermitteln: „Wir machen hier in Paderborn eine richtig gute Medizin und Pflege. Gleichzeitig gibt es für unsere Kinderklinik viele tolle Ideen und Entwicklungspotenziale. Doch es fehlen Investitionsmittel des Landes, um diese voranzutreiben und umsetzen zu können“, ergänzt Thau.



Peter Liese und Daniel Sieveke folgten den Ausführungen aufmerksam und nahmen viele Anregungen mit. Sie versprachen, sich für die Belange der Kinder- und Jugendmedizin und der Kinderkliniken vor Ort stark zu machen. Die Paderborner Kinderklinik kennt Dr. Peter Liese übrigens auch als Mitarbeiter: „Von 1991 bis 1994 war ich zunächst als Arzt im praktischen Jahr und dann als Stationsarzt an der Paderborner Kinderklinik tätig. Dort habe ich viel gelernt, was für meine heutige Tätigkeit als gesundheitpolitischer Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten) wichtig ist. Das Europäische Parlament versucht seinen Beitrag für die bestmögliche Behandlung von Kindern zu leisten, z.B. auch indem die Entwicklung von Arzneimitteln für Kinder nicht nur durch Forschungsförderung, sondern auch durch einen besonderen gesetzlichen Rahmen unterstützt wird.“ In seiner Zeit als Kinderarzt habe er konkret erlebt, was es bedeute, wenn wirksame Arzneimittel für Kinder nicht eingesetzt werden dürften, weil sie für junge Patienten nicht zugelassen seien. „Seit dieser Zeit setze ich mich für eine Verbesserung bei der Zulassung von Medikamenten speziell für Kinder ein.“ Für neue Zulassungen sei der Prozess inzwischen deutlich verbessert, für Altmedikamente jedoch nach wie vor problematisch. Chefarzt Ebinger kennt diese Problematik aus dem Klinikalltag auch heute noch. „Wir müssen vom Kind her denken“, betont Liese. Dies gelte auch für den Umgang mit steigenden Inzidenzen und daraus eventuell folgenden Konsequenzen im Zuge der Corona-Pandemie.