Maßnahmen für Schülerinnen und Schüler zu hart, Maßnahmen für Erwachsene teilweise nicht streng genug / Andere EU-Länder können Vorbild für zukünftige Pandemien sein / Europaparlament hat Pandemie schon in den Jahren 2022 und 2023 umfassend aufgearbeitet


„Andere europäische Länder hatten bei den Corona-Maßnahmen eine wesentlich bessere Balance als Deutschland. Bei uns waren die Maßnahmen für Kinder und Jugendliche deutlich zu streng, die Maßnahmen für Erwachsene dagegen teilweise nicht streng genug“, dies erklärte der EU Gesundheitspolitiker und Arzt Dr. Peter Liese anlässlich des fünften Jahrestags des ersten Corona-Falls in Deutschland am 27. Januar.

„Unter dem Strich sind Deutschland und die EU gut durch die Pandemie gekommen. Ich finde es nach wie vor bemerkenswert, dass bereits im Januar 2020, als viele von uns die Pandemie noch nicht ernst genommen haben, mit BioNTech ein deutsches Unternehmen mit Unterstützung der Europäischen Union mit der Impfstoffentwicklung begonnen hat. Schon Ende des gleichen Jahres war der Impfstoff zugelassen, der einen entscheidenden Anteil daran hatte, dass wir gut durch die Pandemie gekommen sind. Vieles muss jedoch beim nächsten Mal besser laufen. Die Maßnahmen für Kinder und Jugendliche in Deutschland und in vielen anderen europäischen Ländern waren unverhältnismäßig. Dagegen haben wir Maßnahmen, die vor allem Erwachsene treffen, wie z.B. die Plicht zum Homeoffice oder Einschränkung von privaten Feiern, viel zu spät und viel zu zögerlich ergriffen“, erklärte der Arzt, der Mitglied im neu geschaffenen EU-Gesundheitsausschuss ist.



Liese betonte, dass das Europäische Parlament bereits im März 2022 einen eigenen Sonderausschuss zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie beschlossen hat und nach 15 Monaten intensiver Arbeit und Anhörungen dutzender von Experten einen Abschlussbericht im Plenum verabschiedet hat.


„Das Beispiel zeigt, dass es geht. Wir haben ja auch parteiübergreifend zusammengearbeitet. Ich finde es immer noch irritierend, dass die Ampel an dieser Stelle gar nichts hinbekommen hat“, so Liese.