Richtige Balance zwischen Klimaschutz, Innovation und Sicherung von Arbeitsplätzen finden


"Alle Wirtschaftssektoren müssen einen Beitrag zur Minderung ihrer klimaschädlichen Treibhausgasemissionen leisten aber wir müssen realistisch bleiben: Dies ist aber bei der Zementindustrie viel schwieriger umzusetzen als in anderen Sektoren". Dies erklärte Peter Liese in Nachgang einer Veranstaltung zum Klimaschutz im Zementsektors in Brüssel.


Wie können die klimaschädlichen Emissionen der Zementindustrie in Zukunft weiter reduziert werden? Welche Anreize kann der Europäische Emissionshandel dafür schaffen und wie kann der Industrie geholfen werden diese Herausforderungen anzugehen? Diese Fragen wurden bei der Veranstaltung, die vom heimischen Abgeordneten in Brüssel ausgerichtet wurde, kontrovers diskutiert.

Die Zementindustrie ist für 5% der globalen, von Menschen verursachten, Treibhausgasemissionen verantwortlich, wobei die meisten Emissionen nicht aus Europa, sondern aus China stammen. Denn 56,5% der weltweiten Zementproduktion kommt aus China, auf Europa entfällt nur noch 5,5% der globalen Produktion. Schon lange vor dem internationalen Klimaabkommen von Paris 2015, das die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter 2°C im Vergleich zu vorindustriellen Niveaus vorsieht, hat sich die Europäische Union auf ihre eigenen Klimaziele geeinigt und den Emissionshandel als wichtigstes Instrument zur Dekarbonisierung der Wirtschaft ins Leben gerufen.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde eine Studie der Nichtregierungsorganisation Sandbag vorgestellt. "Der europäische Emissionshandel bringt zu wenig Anreize für Innovationen und Effizienz in der Zementindustrie", erklärte Alex Luta von Sandbag. "Angesichts der viel zu preisgünstigen Emissionsrechte, die zum Ausstoß einer Tonne Kohlenstoffdioxid (CO2) berechtigten, wird Zement auch in Zukunft nicht klimafreundlicher werden. Investitionen und der Wechsel zu sauberer Energie lohnen sich bei den Überschüssen an Emissionsrechten noch nicht", so Luta. 


"Ich kann nachvollziehen, dass Sandbag die hohen CO2-Emissionen pro Tonne Zement aus klimapolitischer Perspektive verurteilt, allerdings sind die Treibhausgasemissionen durch den Produktionsprozess weitestgehend unvermeidbar und dies muss bei den europäischen Regelungen berücksichtigt werden um den Standort Deutschland zu stärken", kommentierte Liese die Studie.  "Wir müssen die richtige Balance zwischen Klimaschutz, Innovations- und Sicherung von Arbeitsplätzen finden. Wir brauchen nach wie vor Zement und wollen den heimischen Unternehmen wie Spenner Zement, Wittekind Zement und Portland Zement Gebr. Seibel aus Erwitte nicht mit zu strengen Auflagen schaden", so Liese. Das Europäische Parlament wird sich in diesem Jahr intensiv mit dem Kommissionsvorschlag zur Reform des Emissionshandels beschäftigen. Der Europaabgeordnete hatte sich schon in der Vergangenheit für die Beibehaltung der sogenannten "Carbon Leakage Liste"  ausgesprochen. Treibhausgasemissionsintensive Sektoren, die hier aufgeführt werden, erhalten eine größere Anzahl kostenloser Zertifikate. Dazu gehören auch die Papier-, Zement-, und Stahlindustrie. "Unternehmen, die zu den besten in ihrer Branche gehören, das heißt die auf dem neuesten Stand der Technik produzieren und am effizientesten sind, profitieren von der kostenlosen Zuteilung. Dies ist ein Ansporn für Innovationen. Nur Unternehmen, die sich nicht auf dem neuesten Stand der Technik befinden, müssen Zertifikate zukaufen und werden daher animiert, ihre Produktion klimafreundlicher zu gestalten. Dem Klima wäre nicht geholfen, wenn Zement sonst in Zukunft aus Nordafrika oder China zu uns kommt. Außerdem würden damit heimische Arbeitsplätze verloren gehen", so Liese.

Die Studie finden Sie unter: https://sandbag.org.uk/reports/final-carbon-fatcat/