EU-Parlament und Mitgliedstaaten einigen sich auf Kompromiss / Peter Liese: Verbrauch von Einweg-Tüten muss verringert werden, heimische Industrie bietet Lösungen an
Das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten haben sich nach langen Verhandlungen auf einen Kompromiss zur Reduzierung von leichten Plastiktüten geeinigt. Darauf machte Peter Liese, der auch umweltpolitischer Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten) ist, aufmerksam.
Weltweit werden jährlich hundert Milliarden Plastiktüten verbraucht - zahllose davon landen in der Natur. Plastikmüll, darunter viele Tüten, verschmutzt vor allem die Meere. Seevögel und Fische verfangen sich in dem Müll oder fressen ihn und verenden daran. Kleine Plastikteile können auf diesem Weg in die Nahrungskette gelangen.
Stark unterschiedlich ist der Verbrauch in den Mitgliedstaaten. "In Deutschland haben wir einen jährlichen Verbrauch von ca. 75 Tüten pro Kopf. Das ist weit unter dem EU-Durchschnitt von 200 Tüten im Jahr. Andere Länder wie Portugal und Polen liegen bei 500 Tüten. Eine Reduzierung des Verbrauchs ist da im Interesse der Umwelt und der Ressourceneffizienz", so Liese.
Die Einigung sieht vor, dass die Mitgliedstaaten konkrete Zielvorgaben zur Reduzierung erlassen oder verbindliche Gebühren einführen. Bis 2019 soll so der Verbrauch der besonders leichten Tüten in der EU halbiert werden, die an vielen Kassen ausliegen, z.B. in Supermärkten oder Drogerieketten. "Da wir in Deutschland weiter unter dem Durchschnitt liegen, müssen wir uns also nicht umstellen", so Liese weiter. Bis 2025 sollen es nur noch 40 Tüten pro Bürger und Jahr sein.
"Ich halte den Kompromiss für ausgewogen. Wir kommen dem Ziel, den Verbrauch von Plastiktüten zu reduzieren, so ein Stück näher. Ein Verbot von Plastiktüten ist nicht vorgesehen, das würde zu weit gehen. Aber es gibt gute Alternativen. Darüber habe ich mich selber bei einem Firmenbesuch in Südwestfalen informiert", so Liese weiter. Das Unternehmen Schürholz in Drolshagen stellt umweltfreundliche Alternativen her, nämlich Verpackungen aus Papier mit umweltschonenden Farben. "Die Förderung von Alternativen ist also auch für die heimische Wirtschaft vorteilhaft", so der südwestfälische Abgeordnete.
Ausgenommen von den neuen Regelungen sind dickere Plastiktüten, die kostenpflichtig in Supermärkten erhältlich sind und auch dünnwandige Tüten zur Verpackung von Wurst, Fleisch, Fisch sowie Obst und Gemüse. "Hier würde ein Verbot kontraproduktiv sein und noch schädlichere Verpackungen in Umlauf bringen - etwa Schalen aus Plastik oder Schaumstoff," so Liese.