Gut für Umwelt und innovative Industrie, die vor allem in Deutschland ansässig ist / EVP-Antrag zu Gunsten des Handwerks mit großer Mehrheit angenommen / Heimische Unternehmen setzen Standard / Erinnerung an den Skandal an Möhne und Ruhr 


Das Europäische Parlament hat am Donnerstag mit großer Mehrheit eine Gesetzgebung verabschiedet, die vorsieht, die klimaschädlichen F-Gase durch klima- und umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen. Sie verschärften damit einen Vorschlag der Europäischen Kommission; sehen aber gleichzeitig Ausnahmen für Handwerksbetriebe vor, die zu Reparaturzwecken diese Gase einsetzen müssen, um bestehende Geräte nicht wertlos zu machen. Dazu erklärte der umwelt- und gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), Dr. Peter Liese: „F-Gase haben ein bis zu vierundzwanzigtausendfach höheres Klimaschädigungspotenzial als CO2. Deswegen müssen wir sie so schnell wie möglich loswerden. Das Gute ist, dass es hier im Wesentlichen keinen Konflikt zwischen Umwelt- und Industrieinteressen gibt. Gerade Firmen aus unserer Region, wie Eaton in Soest und Viessmann in Allendorf (Eder) oder die deutschen Heizungshersteller liefern jetzt schon die Alternativen. Einen Nachteil könnten, wenn überhaupt, nur japanische und amerikanische Hersteller haben, die hier nicht so weit sind.“ Das Europäische Parlament verschärfte den Vorschlag der Europäischen Kommission an einigen Stellen. Insbesondere sollen Alternativen zu den sehr klimaschädlichen F-Gasen, wie zum Beispiel das R-1234yf, die aber erstens, immer noch ein viel höheres Treibhausgaspotenzial haben als CO2 und zweitens, zu der Kategorie der Ewigkeitschemikalien PFAS gehören, nicht als Alternative akzeptiert werden.  „Wir müssen bei der PFAS-Diskussion sehr sorgfältig hinschauen. Nicht überall gibt es Alternativen. Bei Bekleidung für Feuerwehrleute zum Beispiel sollten wir es auf keinen Fall verbieten, aber bei Wärmepumpen und anderen Anwendungen gibt es die Alternativen und deswegen müssen diese Alternativen auch eingesetzt werden“, so Liese.

In Soest führt Eaton ein Pilotprojekt zur Dekarbonisierung des Werks durch mit dem Ziel, elektrisch autark zu werden. Mit einem regulatorischen Rahmen, der einen Markt für SF6-freie Schaltanlagen antreibt, wird der Dekarbonisierungspfad letztendlich dazu beitragen, die Klimaziele der EU zu erreichen“, so Dr. Volkan Ünlü, Eaton’s Vize-Präsident für die EMEA-Region und General Manager ESS (Electrical Systems and Solutions).

“Viessmann ist sich als Familienunternehmen mit langer Tradition seiner besonderen Verantwortung für den Standort Allendorf bewusst. Die Klimalösungsbranche ist eine Zukunftsbranche für die Region. Viessmann hat Investitionen in Höhe von 1 Milliarde Euro angekündigt. Ein Großteil dieser Investitionen fließt in die Produktion von Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln.  
Ein klarer Rechtsrahmen für Kältemittel im europäischen Binnenmarkt ist entscheidend für die Transformation der Industrie hin zu natürlichen Kältemitteln. Deswegen unterstützen wir eine ambitionierte Positionierung des europäischen Parlaments bei der Revision der F-Gas-Regulierung", betonte Prof. Dr. Markus Pfuhl, Generalbevollmächtigter der Viessmann Group & Chief Representative der Family Holding.

Mit großer Mehrheit nahmen die Abgeordneten einen Änderungsantrag von Peter Liese im Namen der EVP-Fraktion an (Änderungsantrag 152), der eine pragmatische Umsetzung im Bereich des Handwerks, insbesondere des Lebensmittelhandwerks vorsieht.  „Metzger, Bäcker und andere Lebensmittelhandwerker haben sich über den Beschluss des Umweltausschusses beschwert, weil sie das Problem sahen, dass bei Defekten an den Geräten keine Reparatur mehr möglich ist. Wir müssen aber auch an die Ressourcenschonung und an die finanzielle Belastung des Handwerks denken. Deswegen bin ich froh, dass meine Kollegen diesen Antrag mit großer Mehrheit unterstützt haben. Damit ist der Bericht wirklich sehr gut für das Klima, für die Umwelt, für die innovative europäische Industrie und alle Betroffenen“, so der Arzt und Europaabgeordnete.



Hintergrund:

Vor einigen Jahren hat im Kreis Soest und im Hochsauerlandkreis der so genannte PFT-Skandal für große Aufregung gesorgt. Durch eine missbräuchliche Ausbringung von schädlichem Material auf einem Acker in Brilon-Scharfenberg waren Ruhr und Möhne stark mit dieser Chemikalie belastet. In Arnsberg wurde Eltern empfohlen, das Trinkwasser nicht mehr an Kinder zu verabreichen, stattdessen abgepacktes Wasser zu nutzen.

Mit der europäischen F-Gas Verordnung sollen die Emissionen des Industriesektors bis zum Jahr 2030 um 70 Prozent gegenüber 1990 verringert werden.  Durch die Regelung sollen die Emissionen fluorierter Treibhausgase in der EU von 70 Millionen Tonnen CO"-Äquivalent auf 35 Millionen Tonnen CO"-Äquivalent bis zum Jahr 2030 gesenkt werden (50%). Es soll insbesondere ein Anreiz zur Verwendung von Alternativen anstelle von F-Gasen geschaffen werden.