Peter Liese besucht Fachhochschule Südwestfalen


Dr. Peter Liese besuchte die Fachhochschule Südwestfalen um sich über das Medizintechnikstudium zu informieren und um neue EU-Vorschriften für sicherere Medizinprodukte zu erläutern. Professor Ingo Krisch leitet diesen Fachbereich und erläuterte Peter Liese den Ausbildungszweig. Liese, selber Arzt, war hochinteressiert an den Ausbildungsmöglichkeiten und freute sich sehr darüber, dass junge Menschen in und aus Südwestfalen die Möglichkeit haben, in einem für die Gesellschaft so wichtigen und wachsenden Markt ausgebildet zu werden. "Sichere und innovative Medizinprodukte sind von enormer Bedeutung für die Patientinnen und Patienten und ein stetig wachsender Zukunftsmarkt. Bereits heute haben wir in Südwestfalen zahlreiche Unternehmen, die innovative Produkte für den Weltmarkt herstellen. Deshalb halte ich diesen Studiengang für besonders wichtig, so dass diese Unternehmen qualifizierten Nachwuchs aus der Region erhalten und weiter wachsen können. Dies ist im Interesse der Studierenden, der Unternehmen und der Patienten", so Liese.



„Wir freuen uns als Fachhochschule, den Studierenden hier ein gutes Angebot in der Medizintechnik machen zu können. Wir haben einen ingenieurwissenschaftlichen Studiengang relativ modern gestaltet, indem natürlich auch die Verordnungen der Europäischen Union Platz haben. Das heißt,  wir binden die Verordnungen ein und wir stellen über die Rückmeldungen der Studenten fest, dass genau das, was sie praktisch und theoretisch erfahren, auch später bei den Arbeitgebern in der Region, als Start gefordert wird“ erläuterte Professor Ingo Krisch.

Während des Gesprächs über den Ausbildungsgang und über die Bedeutung von Medizintechnik lag ein besonderer Schwerpunkt auf dem kürzlich beschlossen EU-Kompromiss für sicherere Medizinprodukte, der nach schwierigen und langwierigen Verhandlungen zu Stande gekommen war und an dem Peter Liese als Verhandlungsführer des Europäischen Parlaments maßgeblich beteiligt war. Liese informierte Professor Kirsch über die neuen Regelungen, die ab voraussichtliche Ende 2019 europaweit gelten sollen. Es geht hierbei um Medizinprodukte, die eine Vielzahl von Kategorien, wie zum Beispiel Herzschrittmacher, Stethoskope und EKG-Geräte umfassen, sowie um medizinische Tests, wie HIV-, DNA- oder Blutzuckertests. Nach dem Skandal um gefälschte Brustimplantate bestand hier dringender Handlungsbedarf für den Gesetzgeber. Ein französischer Hersteller hatte nach der Genehmigung des Produktes durch den deutschen TÜV die Rezeptur geändert und hochwertiges medizinisches Silikon durch billiges Industriesilikon ersetzt. Dadurch sind tausende Frauen zu Schaden gekommen. Probleme gab es auch bei Hüftimplantaten und Stents, die ins Gehirn eingepflanzt werden, sowie bei HIV-Tests. „Daher war es unumgänglich, das bestehende Recht zu verschärfen. Patienten müssen sich darauf verlassen können, dass die Produkte, die in der EU zugelassen werden, nach menschlichen Ermessen sicher sind. Die wichtigste Errungenschaft ist aus meiner Sicht, dass in Zukunft unangekündigte Kontrollen beim Hersteller durchgeführt werden. Durch diese unangemeldeten Kontrollen können Betrügereien wie bei PiP in Zukunft verhindert werden und die Hersteller werden sehr viel vorsichtiger sein, weil die Gefahr groß ist, erwischt zu werden. Dies schützt auch die seriösen Hersteller, von denen wir in unserer Region sehr viele haben, “ so Liese. Im Märkischen Kreis sind dies u.a. die Firmen Gustav Selter GmbH & Co. KG in Altena, die Meding GmbH und die WACA-Kunststoffwarenfabrik in Halver, die Sioux High Tech Systems GmbH in Iserlohn, die Goletz Medical GmbH und die Walter Goletz GmbH in Kierspe, die UTK Solution GmbH und die Winkel GmbH in Lüdenscheid, die ASBANDUS GmbH in Meinerzhagen, die VTI Ventil Technik GmbH Menden sowie die Heinz Meise GmbH in Schalksmühle. Es fand auch noch im Mai  ein großes Symposium der Gesundheitsinitiative Südwestfalen zum Thema „Qualität in der medizintechnischen Innovation und klinischen Anwendung“ in Iserlohn statt. Im Kreis Soest sind dies u.a. die Firmen COMED Computerorganisation in der Medizin GmbH in Soest, ProGenom GmbH in Geseke, Planilux in Warstein sowie die wissner-bosserhoff GmbH und die Schmitz u. Söhne GmbH & Co. KG in Wickede. Im Kreis Olpe u.a. die Firmen CONZE Informatik GmbH in Lennestadt und medifa-hesse GmbH & Co. KG in Finnentrop.Im Hochsauerlandkreis u.a. die Firmen SCHULTE-ELEKTRONIK GmbH in Olsberg, die TITAL GmbH in Bestwig und die Trilux Medical GmbH in Arnsberg-Hüsten.

„Wir haben in Südwestfalen ein starkes Netzwerk aus Wissenschaft und Industrie im Bereich der Medizintechnik. Wir versuchen das hier weiter zu stärken, dadurch das wir Leute entsprechend ausbilden, das wir aktiv Forschung betreiben in Gebieten wie Biosensorik, Telemedizin, Implantaten und versuchen damit hier dieses wichtige Geschäftsfeld für die deutsche Wirtschaft auch in der Region noch weiter voran zu treiben“,  betonte Prof. Andreas Brauers.

Peter Liese hatte sich in dem langwierigen Verhandlungsprozess immer wieder mit den heimischen Industrie- und mit Patientenvertretern, zum Beispiel der Krankenkassen, ausgetauscht. Die wichtigsten Punkte der Einigung sind:

- unangekündigte Kontrollen bei den Herstellern nach dem Inverkehrbringen der Produkte. Das Problem beim PIP-Skandal bestand darin, dass das Produkt zwar am Anfang den Regeln entsprach, der Hersteller die Produktion später aber von hochwertigem medizinischem Silikon auf billiges Industriesilikon umgestellt hat.
- die benannten Stellen werden sehr viel stärker kontrolliert und müssen medizinisches Fachpersonal einstellen.
- für Hochrisikoprodukte, z.B. Implantate oder HIV-Tests, wird ein zusätzliches Sicherheitsverfahren eingeführt. Nicht nur die benannte Stelle (in Deutschland etwa TÜV oder DEKRA), sondern auch ein besonderes Expertenkomitee überprüft die Übereinstimmung mit den Regeln.
- für Patienten wird ein Implantatspass eingeführt. Dadurch können Patienten und Ärzte immer nachverfolgen, welches Produkt implantiert wurde.
- Medizinprodukte müssen wie bisher nur Arzneimittel einen klinischen Nachweis erbringen, v.a. bei höheren Risikoklassen müssen die Hersteller Studien durchführen.