Medizin studieren in Siegen – diese Vision kann 2018 wahr werden. Im Koalitionsvertrag von CDU und FDP für Nordrhein-Westfalen ist das Projekt „Medizin neu denken“ bereits verankert. Die Universität Siegen hat am 19. Juli die „Lebenswissenschaftliche Fakultät“ ins Leben gerufen und damit den nächsten Schritt auf dem Weg zu einer Mediziner-Ausbildung gemacht. Dr. Peter Liese, , informierte sich jetzt während eines Gesprächs mit Uni-Kanzler Ulf Richter über den Stand des Projekts. „Ich freue mich über das Interesse und die Unterstützung, gerade aufgrund der vielen Vorteile, die sich für die Region Südwestfalen und die ländliche Bevölkerung durch eine bessere medizinische Versorgung ergeben“, sagte Richter.



„Bereits in den Koalitionsverhandlungen konnte ich mich für das Projekt einsetzen. Das Medizinstudium in Siegen wird nun konkret. Darüber freue ich mich sehr, denn die medizinische Versorgung in der Region wird dadurch verstärkt. Das ist ein echter Meilenstein“, erklärte Dr. Liese. Auch Volkmar Klein (CDU), Mitglied des Deutschen Bundestages für Siegen-Wittgenstein und die Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach, die sich im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales für eine  flächendeckende ärztliche Versorgung im ländlichen Raum einsetzt, unterstützen das Projekt. „Wir als Region werden von diesem Projekt sehr viel haben, das Ansehen der Universität Siegen wird deutlich steigen, die medizinische Versorgung wird verbessert. Ich bin stolz darauf, dass das in unserer Region möglich ist“, so Volkmar Klein. Bei einem Mediengespräch im Jung-Stilling-Krankenhaus gaben zudem Dr. med. Michael Klock (Vorsitzender des Ärztevereins Siegerland) und Prof. Dr. med. Joachim Labenz (Medizinischer Direktor des Ev. Jung-Stilling-Krankenhauses) einen Einblick in die weiteren Vorbereitungen.

Bereits im Wintersemester 2018/2019 sollen die ersten Studierenden im Rahmen des Kooperationsprojekts der Uni Siegen mit der Universität Bonn, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und dem Erasmus University Medical Center Rotterdam (EMC) in Siegen begrüßt werden. Insgesamt 50 Studierende aus Bonn und Mainz werden dann nach dem Curriculum der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn ihre klinische Ausbildung in Siegen absolvieren. Die Siegener Kliniken planen derzeit, wie sich das Bonner Curriculum im klinischen Lehrbetrieb umsetzen lassen wird. „Daraus ergibt sich die Chance, dass die Studenten sich in die Region verlieben, daher sollte man eher von einem „Liebeseffekt“, statt von einem „Klebeeffekte“ sprechen. Die Studierenden lernen Region und Menschen in Südwestfalen kennen, verlieben sich in die Region und eventuell in eine/n Südwestfale/n und bleiben hier, sodass aus den Studierenden von heute die Landärzte von morgen werden“, sagte Liese. „Ich halte es für ganz wichtig, dass eine patientenorientierte und qualitativ hochwertige Ausbildung sowohl in den Kliniken und den Praxen stattfindet“, betonte Dr. med. Michael Klock.

Parallel plant die Universität, mit Rotterdam einen gemeinsamen Bachelor/Master-Studiengang „European Master in Human Medicine“ aufzubauen, der die Sympathie von Hermann Gröhe, Bundesminister für Gesundheit, genießt. Der Schwerpunkt in diesem Studiengang soll in der digitalen Mediziner-Ausbildung liegen. Diese Planungen werden eingebettet in den Modellversuch zur regionalen digitalen gesundheitlichen Versorgung. Um das zu ermöglichen, arbeiten als Partner die neue Lebenswissenschaftliche Fakultät der Universität Siegen, das EMC, die Universitäten Bonn und Mainz sowie das regionale Ärzte-Netzwerk zusammen. Die Zusammenarbeit zwischen der Lebenswissenschaftlichen Fakultät und dem regionalen Ärztenetzwerk koordiniert Prof. Dr. med. Labenz.

In diesem Modellversuch soll durch den Einsatz von digitalen Techniken die medizinische Versorgung verbessert werden – auch auf dem Land, auch für die Zukunft. „Medizininformatik, Medizintechnik und Allgemeinmedizin verbunden mit mobiler Ambulanz – über die gesamte klinische Phase bis hin zur Pflege, das hat in dieser Komplexität niemand“, hatte Uni-Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart zuvor erklärt und das Alleinstellungsmerkmal dieser Konzeption betont.