Doppelarbeit vermeiden / Ob ein Medikament das Leben verlängert oder nicht kann nicht von nationalen Besonderheiten abhängen /  Kompetenzen der Mitgliedstaaten bei Erstattung und Finanzierung, sowie ethischen Fragen streng respektieren

Die Europäische Kommission hat heute einen Vorschlag für eine gemeinsame Nutzenbewertung von Arzneimitteln und Medizinprodukte vorgeschlagen (Health Technologie Assesment - HTA). Der Vorschlag sieht vor, dass Experten aus den Mitgliedstaten gemeinsam bewerten, ob etwa ein Krebsmedikament das Leben um mehrere Monate oder Jahre im Vergleich zur Standardtherapie verlängert oder eben nicht. Schon bisher werden viele Arzneimittel, insbesondere alle Krebsmedikamente zentral bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) in London zugelassen. Dann müssen die Hersteller, allerdings getrennt in allen Mitgliedstaaten nachweisen, ob das Medikament auch tatsächlich besser wirkt als eine bisher schon finanzierte Vergleichstherapie.

„Dies ist aus meiner Sicht unnötige Doppelarbeit. Es kann aus wissenschaftlicher Sicht nicht sein, dass ein Medikament in Deutschland das Leben im Schnitt um acht Monate verlängert aber in Frankreich nur um einen Monat oder um 18 Monate. Das jetzige System in dem die EMA und die nationalen Behörden  praktisch  nicht zusammenarbeiten, führt zu Fehlinvestitionen da sich für die Industrie die Forschung natürlich nur dann lohnt, wenn ein Medikament auch zu auskömmlichen Preisen vom Gesundheitssystem erstattet wird. Daher begrüße ich den Kommissionsvorschlag grundsätzlich. Wir müssen allerdings streng darauf achten, dass die Kompetenzen der Mitgliedstaaten beachten werden. Für die Frage ob ein Medikament erstattet wird ist nicht Europa, sondern das nationale Gesundheitswesen zuständig. Wer die Musik bestellt muss sie auch zahlen. Da Europa nicht bereit ist die Kosten zu tragen, kann die EU den Mitgliedstaaten in diesem Bereich auch keine Vorschriften machen. Insbesondere müssen ethische Fragen auf nationaler Ebene geklärt werden. Ein System wie in Großbritannien, in dem ein Medikament, das nicht eine bestimmte Anzahl an Monaten mehr Lebenserwartung bringt, rigoros nicht erstattet wird, kann ich mir für Deutschland und viele andere europäische Länder nicht vorstellen,“ so der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten) Dr. med. Peter Liese.