EU beschließt neues Tierarzneimittelrecht im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen

Es ist die Horrorvorstellung. Ein Patient benötigt dringend medizinische Hilfe, doch das verabreichte Antibiotikum wirkt nicht, weil der Erreger resistent gegen das Antibiotikum ist. Diese Gefahr steigt in Europa immer mehr. Schon heute sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation in der Europäischen Union jährlich 25.000 Menschen, weil Antibiotika ihre Wirkung verlieren. „Wir wissen heute, dass resistente Keime in der Umwelt angekommen sind, leider auch in Badeseen. Für gesunde Menschen sind die Keime normalerweise kein Problem. Vorsicht ist aber bei offenen Wunden und bei immungeschwächten Patienten geboten. Das Beispiel zeigt, dass wir dringend Handeln müssen“, so der CDU-Europaabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), Dr. med. Peter Liese.

Der Arzt und Europaabgeordnete erläuterte, dass neben der Humanmedizin ein entscheidender Teil des Problems die unkritische Anwendung von Antibiotika in der Tiermedizin sei. „Die EU hat die Gefahr erkannt und daher für den Veterinärbereich jetzt neue Regeln beschlossen, die europaweit gelten. Dies ist dringend notwendig wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, dass Antibiotika vollkommen ihre Wirkung verlieren“, so Liese. Unter anderem sollen bestimmte Antibiotika, die bei Menschen als letztes Mittel eigesetzt werden (Reserveantibiotika), in der Tiermedizin nicht mehr oder nur unter besonders strengen Bedingungen eingesetzt werden dürfen. Der Einsatz von Antibiotika insgesamt wird zudem streng reguliert und kontrolliert. Unternehmen sollen außerdem einen Anreiz bekommen, neue Antibiotika für Tiere zu entwickeln. „Dies ist richtig und sinnvoll. Die europäischen Anreizsysteme für die Entwicklung neuer Medikamente, wie beispielsweise bei Kinderarzneimitteln oder Arzneimitteln für seltene Krankheiten, funktionieren gut. Dies erwarte ich nun auch für die Entwicklung neuer Antibiotika für den Veterinärbereich. Völlig unverständlich ist mir daher, dass die Kommission trotz zahlreicher Nachfragen und Aufforderungen keinen entsprechenden Vorschlag für die Entwicklung neuer Antibiotika für den Humanbereich vorlegt. Natürlich haben wir ein Problem im Veterinärbereich, das Problem für den Menschen ist aber deutlich größer. Ich erwarte daher, dass die Kommission auch hier endlich die Initiative ergreift“, so Liese.


Das Plenum des Europäischen Parlaments und die Mitgliedstaaten im Rat müssen den neuen Regelungen noch zustimmen. Die Zustimmung gilt jedoch als sicher.