Impfstoff gegen Covid-19 muss sicher und schnell verfügbar sein, sowie in großen Maßstäben produziert werden können / Europäische Zusammenarbeit unverzichtbar


"Wir brauchen einen Impfstoff, der sicher und schnell verfügbar ist, sowie in großem Maßstab hergestellt werden kann", so der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christendemokraten), Dr. Peter Liese, im Vorfeld der Vorstellung der Impfstoffstrategie der Europäischen Kommission. Die Kommission wird am Mittwoch eine Reihe von Vorschlägen vorlegen, um so schnell wie möglich einen Impfstoff gegen Covid-19 zur Verfügung zu stellen. Ein Schlüsselelement des Vorschlags ist ein gemeinsamer Ankauf von Impfstoffen. Die Kommission wird vorschlagen, 2,4 Milliarden Euro aus dem EU-Notfallplan auszugeben, um Impfstoffdosen zu reservieren, auch wenn der Impfstoff noch nicht zugelassen ist. Dies baut auf einer Initiative Frankreichs, Deutschlands, Italiens und der Niederlande auf, die bereits in der vergangenen Woche einen Vertrag mit der Firma AstraZeneca abgeschlossen haben.

"Ich bin optimistisch, dass im Laufe der nächsten 12 Monate ein Impfstoff gegen Covid-19 zur Verfügung steht.  Auch wenn es letztlich keine Garantie für einen Impfstoff gibt, sehe ich keinen Grund, warum die vielen Wissenschaftler weltweit mit allen den zur Verfügung gestellten Ressourcen nicht erfolgreich sein sollten. Auch wenn wir in Europa großartige Wissenschaftler und gute Projekte haben, können wir nicht sicher sein, dass wir die Ersten sind, die einen Impfstoff entwickeln. China oder die Vereinigten Staaten könnten die Nase vorn haben, und auf jeden Fall wird es einen globalen Wettbewerb darüber geben, wer den Impfstoff bekommt. Deshalb unterstütze ich nachdrücklich die Bemühungen, möglichst viele Dosen Impfstoff für EU-Bürger zu reservieren, und ich unterstütze auch die Idee, dass die Europäische Union sich verpflichtet, vor allem Entwicklungsländern zu helfen. Es ist zwingend erforderlich, dass Europa hier gemeinsam handelt. Die Initiative der vier Mitgliedstaaten kann daher nur ein erster Schritt sein, und ich begrüße die Intention, einen Impfstoff mit den 27 EU-Mitgliedstaaten zu teilen", so der Arzt und Europaabgeordnete. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat zudem ein System zur fortlaufenden Bewertung (Rolling Review) der wissenschaftlichen Erkenntnisse eingerichtet und einen Expertenausschuss gebildet. "Dies ist sehr wichtig, um keine Engpässe im Zulassungssystem zu haben. Alle Impfstoffe, die auf den europäischen Markt kommen, sind sicher und dies muss selbstverständlich auch bei einem Covid-19-Impfstoff der Fall sein. Aber wir dürfen bei der Entwicklung keine Zeit verlieren, nur, weil gegebenenfalls Dokumente nicht vollständig sind.“

Ein wichtiger Teil der Strategie der Kommission ist außerdem ein Legislativvorschlag, der den schnellen Start groß angelegter klinischer Studien mit der sogenannten Messenger-RNA ermöglichen soll. Diese Technologie ermöglicht die Herstellung großer Mengen von Impfstoffdosen. Die jeweiligen Unternehmen müssen neben dem Arzneimittelgesetz dafür auch die GVO-Gesetzgebung einhalten, da es sich bei dem Stoff formell um einen genetisch veränderten Organismus handelt. Nach dieser Gesetzgebung können die Mitgliedstaaten die Umweltauswirkungen des Organismus unabhängig von den europäischen Behörden beurteilen. Experten sind der Meinung, dass dies sehr zeitaufwendig ist und die rasche Zulassung eines Impfstoffs blockieren könnte. "Ich denke, die meisten Menschen haben keinen Impfstoff im Sinn, wenn sie über Probleme mit GVOs sprechen. Wir sprechen hier nicht von Lebensmitteln oder Pflanzen, sondern von einem Impfstoff, der sehr spezifisch und gezielt eingesetzt wird. Der Kommissionsvorschlag sieht daher lediglich eine Ausnahmeregelung für einen Impfstoff gegen Covid-19 vor. Deshalb denke ich, dass das Europäische Parlament dem Vorschlag zustimmen wird. Wir sollten eine lebensrettende Lösung, die es Europa ermöglichen würde, zur Normalität zurückzukehren, nicht aus ideologischen Gründen blockieren", so Liese.