Riesenerfolg für Europäische Forschungspolitik / Kann dazu führen, dass die Pandemie im Frühjahr ihren Schrecken verliert / EU sichert sich hunderte von Millionen von Impfstoffdosen / Vertrag kurz vor der Unterzeichnung

Als „Riesenerfolg für die Europäische Forschungspolitik“ bezeichnet der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Parlament (EVP, Christdemokraten), Dr. med. Peter Liese die Ergebnisse der dritten Phase der klinischen Prüfung für einen Corona-Impfstoff der Firma Biontech in Zusammenarbeit mit Pfizer. B

iontech und Pfizer hatten am Montag mitgeteilt, dass nach ihrer Analyse 90% der Testpersonen, die den Impfstoff erhalten haben, gegen Covid-19 geschützt sind. Sie hatten insgesamt 43.538 Probanden getestet. Dabei tauchten 94 bestätigte Fälle von Covid-19 auf.

„Bei der Studie handelt es sich um eine Doppel-Blind-Studie und erst in den letzten Tagen wurde auch für die Studienleiter bekannt, wer einen Placebo und wer den Impfstoff erhielt. Offensichtlich sind in der Placebo-Gruppe deutlich mehr Covid-19-Fälle aufgetaucht als in der Gruppe derjenigen, die den Impfstoff erhalten haben. Das ist ein sehr gutes Ergebnis. Selbstverständlich müssen die Daten noch von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA geprüft, aber dies wird kurzfristig der Fall sein. Ein Expertenteam bei der EMA steht schon bereit und die ersten Teile der Daten aus der Phase 1 und 2 sind bereits bewertet worden. Wir wollen in Europa so schnell wie möglich einen Impfstoff, aber er muss auch sicher sein", so Liese.

Falls sich die Ankündigungen bestätigen, ist das ein riesiger Erfolg für die europäische Forschungs- und Innovationspolitik. Das Projekt von Biontech wird u.a. aus dem europäischen Forschungsprogramm Horizon 2020, aus dem Finanzinstrument InnovFin und aus dem europäischen Fond für strategische Investitionen unterstützt. Zusätzlich erhielt Biontech Geld vom Forschungsministerium. Der Impfstoff wird in Mainz, Idar-Oberstein, Berlin und zukünftig auch in Marburg produziert", so Liese. „Die Europäische Kommission hat in Kooperation mit den Mitgliedsstaaten schon intensive Verhandlungen mit Biontech/Pfizer geführt und man ist sich im Prinzip einig, dass die Europäerinnen und Europäer hunderte von Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung gestellt bekommen. Nach meinen Informationen steht der entsprechende Vertrag kurz vor der Unterschrift. Ich halte es für sehr wichtig, dass die Europäische Kommission hier mit der Industrie kooperiert. Alle europäischen Gesetze, z.B. bezüglich Transparenz und Haftung, werden eingehalten. Kritik von Grünen und Linken an der Europäischen Kommission ist aus meiner Sicht in der grundsätzlichen Skepsis dieser politischen Parteien gegen die pharmazeutische Industrie begründet. Ich halte diese Kooperation aber für notwendig, denn wo würden wir in dieser Pandemie ohne die Zusammenarbeit mit der pharmazeutischen Industrie stehen und wo würden wir stehen, wenn der Impfstoff zwar den Amerikanern, aber nicht den Europäern zur Verfügung steht“, so der Arzt und Europaabgeordnete Liese.  

„Ein Impfstoff wird die Corona-Pandemie nicht von heute auf morgen beenden. Es wird sicher viele Monate dauern bis nach der Zulassung die nötigen 60 bis 70 Prozent der Menschen in Deutschland und Europa geimpft werden. Aber wenn wir, wie vorgesehen, zunächst das medizinische Personal und Risikopatienten impfen und der Impfstoff tatsächlich zu 90 Prozent gegen Covid-19 schützt, wird eine Situation, wie wir Sie zum Beispiel jetzt in Belgien erleben, in den nächsten Monaten vermeidbar sein. Im Frühjahr rechne ich daher damit, dass wir Schritt für Schritt zu einem normalen Leben zurückgehen können", so Liese abschließend.