BioNTech Zulassungsantrag für Deutschland und die EU deutlich wichtiger als Moderna / Notfallzulassung in Großbritannien und den USA nicht zur Nachahmung empfohlen/ Ungarns Verhalten höchst problematisch/ Besser zwei Wochen sorgfältige Prüfung als überhastetes Inverkehrbringen


Nach dem US-Hersteller Moderna hat auch der deutsche Hersteller BioNTech einen Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittelagentur für einen Coronaimpfstoff gestellt. „Dieser Antrag von BioNTech ist für Deutschland und Europa deutlich wichtiger, weil zwar auch Moderna in der EU produziert, wir aber von dem BioNTech-Impfstoff fast doppelt so viel bekommen werden. Die Europäische Kommission hat sich bei Moderna 160 Millionen Impfdosen gesichert, bei BioNTech rund 300 Millionen Dosen.“ Dies erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten) Dr. med. Peter Liese. Liese führte aus, dass die Prüfung durch die Europäische Arzneimittelagentur einige Wochen dauern wird und bittet alle Beteiligten um Geduld.

„Wir werden erleben, dass Großbritannien und die USA den Impfstoff wahrscheinlich schon in den nächsten Wochen mithilfe einer Notfallzulassung auf den Markt bringen werden. Und dann werden sich viele fragen, warum geht das in der EU nicht genauso schnell. Der Grund ist, dass bei einer Notfallzulassung nur sehr grob die Wirkungen und Nebenwirkungen abgeschätzt werden und die Daten nicht so genau analysiert werden wie bei der bedingten Zulassung, die Moderna und BioNTech bei der Europäischen Arzneimittelagentur beantragt haben. Ich halte es für richtig, sich jetzt noch zwei, drei Wochen Zeit zu nehmen, damit die besten Experten aus Europa sich die Daten genau ansehen und dann eine fundierte Entscheidung treffen. Ich habe zwar großes Vertrauen in die Antragsteller, vor allem in die Firma BioNTech, aber wie sagt der Volksmund zurecht: ‚Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!‘ Bei einem Impfprojekt in dieser Größenordnung sollten zwei Wochen zusätzlich intensive Prüfung nicht zu viel sein“, so der Arzt und Europaabgeordnete.

Dass Großbritannien die Notfallzulassung erteilen will und nicht auf die Zulassung der Europäischen Arzneimittelagentur wartet, hat nichts mit dem Brexit zu tun - in Großbritannien gelten ja bis Ende Dezember noch alle europäischen Regeln. Auch jeder andere EU-Staat, auch Deutschland, hätte die Möglichkeit. Das Bundesgesundheitsministerium will aber auf die europäische Zulassung warten. Ein EU-Mitgliedsstaat nutzt aber die Notfallzulassung und zwar für den russischen Impfstoff Sputnik. Das Verhalten Ugarns kritisierte Peter Liese scharf. „Über den russischen Impfstoff ist deutlich weniger bekannt als über die Impfstoffe von BioNTech und Moderna. Persönlich würde ich mir die Impfstoffe von BioNTech und Moderna verabreichen lassen, sobald die zuständigen Gremien dafür die Genehmigung erteilen. Wäre ich Staatsbürger Ungarns, würde ich mich nicht mit dem Sputnik-Impfstoff impfen lassen“, so Liese.