Vorbild für Voraussichtlich Ende Februar werden pro Kopf mehr EU-Bürger geimpft sein als Briten / Maßnahmen gegen das Virus notwendig, weil bis Februar weltweit nur ein kleiner Teil der Bevölkerung geimpft werden kann


"Das Vorbild für den Kampf gegen Covid-19 ist Irland, nicht Großbritannien", so der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP, Christdemokraten) Dr. med. Peter Liese. Liese sagte, dass ein etwas früherer Start der Impfkampagne in Großbritannien keinen wirklichen Unterschied im Kampf gegen die Pandemie machen wird.

„In den nächsten zwei oder drei Monaten wird kein Land der Welt genug Impfstoff haben, um beim Kampf gegen die Pandemie wirklich etwas bewirken zu können. Es ist wichtig, die Risikogruppe zu priorisieren, aber da der Impfstoff weltweit knapp ist, wird es vor Februar oder März nicht genug geben, um alle Personen der Risikogruppen zu impfen, und schon gar nicht in Großbritannien. Deshalb ist es wichtig, die bestehenden Maßnahmen gegen das Virus weiter aufrechtzuhalten, das bedeutet riskante Kontakte zu reduzieren. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass London am Dienstag dieser Woche einen Lockdown angeordnet hat, obwohl die Briten bereits in der Woche zuvor mit den Impfungen begonnen haben“, so der Europaabgeordnete und Arzt.


„Das Vorbild der Pandemiebekämpfung ist Irland, denn obwohl sie im Oktober sehr hohe Zahlen hatten, viel höher als in anderen europäischen Ländern (7 Tage-Inzidenz im Oktober 165), sind sie nach Einführung sehr intelligenter Maßnahmen zur Reduzierung der Last des Virus auf einen Inzidenzwert von 46 gesunken. Meiner Meinung nach ist es besonders nachhaltig, wenn die Kontakte daheim stark begrenzt werden, sprich, wenn man zu Hause gar keine anderen Personen mehr treffen darf. Ausnahmen sollte es natürlich, wie in Irland, für Menschen geben, die unter diesen Umständen sonst zu Hause isoliert wären. In Irland ist es jedoch erlaubt, Personen im Freien zu treffen. Das Virus breitet sich in geschlossenen Räumen 18-mal leichter aus als im Freien.

Die meisten anderen europäischen Länder haben bei ihren Maßnahmen diese wissenschaftlichen Erkenntnisse zu wenig berücksichtigt. Zusätzlich gab es in Irland eine strikte Verpflichtung, Home-Office zu machen, wann immer möglich. Mit diesen konkreten Maßnahmen hat Irland die Zahlen nach unten gebracht und der irische Vize-Regierungschef Leo Varadkar sagte letzte Woche in der EVP-Fraktion, dass es Tage gab, an denen sogar niemand an Covid-19 starb. In Irland konnten sogar wieder Restaurants und Fitnessstudios öffnen. Dies ist genau der richtige Weg und sollte auch anderen europäischen Ländern als Vorbild dienen“, so Liese.

Um seinen Standpunkt zu unterstreichen, zitierte Liese die öffentlich zugänglichen Zahlen zum Impfstoffvertrag von Großbritannien und der EU. „Während die Menge an Impfstoff, die die EU und Großbritannien vom ersten zugelassenen Impfstoff BioNTech/Pfizer erhalten pro Kopf ziemlich ähnlich sind (0,67 zu 0,61), hat die EU für den zweiten Impfstoff, der wahrscheinlich am 6. Januar in der EU zugelassen wird, viel mehr Impfstoff reserviert. Uns stehen dreimal mehr Impfstoff von Moderna zur Verfügung (0,36 zu 0,11).

Das wird im Frühjahr einen großen Unterschied machen. Ich bin optimistisch, dass alle EU-Bürger, die zur Risikogruppe gehören sowie das medizinische Personal die Möglichkeit haben, sich vor Ende März impfen zu lassen. Damit wird die Pandemie schnell ihren Schrecken verlieren. Wenn wir dem irischen Beispiel folgen, können wir bis Ende Januar die Zahlen senken und vieles wieder öffnen. Wenn wir dann die meisten Menschen in der Risikogruppe und das medizinische Personal geimpft haben, ist zusammen mit dem Frühjahrseffekt ein viel normaleres Leben ab April oder Mai möglich. Selbst dann wird die Pandemie noch nicht vorbei sein, denn es ist auch wichtig, Menschen zu impfen, die nicht zur Risikogruppe gehören, und ich kann nicht sagen, ob dies bis zum Sommer oder erst im Herbst geschehen wird. Wir müssen geduldig sein, aber es gibt definitiv Licht am Ende des Tunnels: Im Januar/ im April/ im Sommer oder im Herbst.