Gefahr einer gefährlichen Mutation sehr gering / Mittlerweile stehen andere Herausforderungen im Gesundheitswesen im Vordergrund / Fokussierung auf COVID 19 verhindert Lösung wirklicher Probleme


Zu den aktuellen Diskussionen über eine Testpflicht für alle Reisenden aus China an europäischen Flughäfen äußerte sich der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP- Christdemokraten), Dr. med. Peter Liese: „Es ist gut, wenn sich die Europäische Union auf ein einheitliches Vorgehen für Reisende aus China verständigt. Eine Überwachung des Abwassers von Flugzeugen, die aus China kommen, halte ich für sehr sinnvoll, denn hier kann man ohne jegliche Belastung für die Reisenden, die ja zu etwa 50% auch Bürger der Europäischen Union sind, erkennen, was passiert. Leider kann man den Angaben der chinesischen Behörden nicht trauen und eine solche Sicherheitsmaßnahme macht daher Sinn. Ich halte es aber für übertrieben, jeden Reisenden, der aus China kommt an europäischen Flughäfen zu testen. Konsequenterweise müsste man die Menschen dann ja auch bei positiven Tests in Isolation schicken. Bei der derzeitigen Lage in der Europäischen Union halte ich das für einen unnötigen Eingriff. Wenn es überhaupt eine Testpflicht geben sollte, dann muss diese bei der Ausreise aus China geschehen. Die Belastung sollte nicht bei den europäischen Flughäfen liegen, sondern bei den chinesischen Behörden.


Das Problem ist in China. Die chinesischen Behörden haben mindestens seit November letzten Jahres die Bevölkerung mit unnötigen Lockdowns drangsaliert und dann eine 180° Kehrtwende gemacht. Die Politik bis November war übertrieben aber die komplette Abschaffung der Maßnahmen in einem Schritt bei schlechtem Schutz der Bevölkerung vor allem durch minderwertige Impfstoffe bedeutet eine riesige Gefahr. Ich rechne leider mit hunderttausenden von Toten in China. Deswegen ist es ein Skandal, dass die chinesischen Behörden das erneute Angebot der Europäischen Union abgelehnt haben, nämlich moderne europäische Impfstoffe kostenlos nach China zu liefern. Das zeigt, wie menschenverachtend das Regime in China ist.

In der EU haben wir allerdings kein Problem, weil wir durch die Impfstoffe gut geschützt sind, weil allgemein eine hohe Immunität vorhanden ist und weil Omikron eben tatsächlich etwa dreißig Mal weniger tödlich ist, als die Ursprungsvariante. Ich stimme daher der europäischen Behörde für Seuchenprävention (ECDC) und vielen renommierten Virologen wie Herrn Professor Kekulé und Herrn Professor Stöhr zu, dass es keine Testpflicht für alle Rückreisenden aus China braucht. Die Zahl der Omikron-Infizierten in Europa ist immer noch relativ hoch und rein zahlenmäßig werden die Rückreisenden aus China hier keinen Beitrag zur Verschärfung der Situation leisten. Die Gefahr, dass eine gefährliche Mutation entsteht, halte ich für gering. Zwar leben in China 1,4 Milliarden Menschen bei denen sich das Virus jetzt relativ unkontrolliert verbreitet, aber im Rest der Welt leben 6,6 Milliarden Menschen und hier hat sich das Virus seit November 2021 zum größten Teil unkontrolliert verbreitet. Da die gefährliche Mutation in den letzten 14 Monaten nicht entstanden ist, ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass sie jetzt in den nächsten Wochen entsteht. Im Allgemeinen bin ich der Meinung, dass wir uns stärker auf die wahren Probleme im Gesundheitswesen fokussieren müssen. Im Winter 2020/21 war COVID-19 die Todesursache Nummer 1 in Europa und wir haben aus meiner Sicht damals zu wenig Maßnahmen ergriffen. Seit vielen Monaten verursachen andere Erreger viel mehr Probleme als COVID-19. Ich arbeite zurzeit als Aushilfe in der Kinderklinik, in der ich vor meiner Wahl in das Europäische Parlament gearbeitet habe und dort haben wir vor allem Probleme mit dem RS-Virus. In der Erwachsenenmedizin ist es vor allem die Influenza. Hinzu kommen strukturelle Probleme. Die Fokussierung auf Corona ist aus meiner Sicht schädlich, weil wir zu wenig auf die wahren Probleme achten.“

(Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage des Robert-Koch-Instituts)