Der Mensch fängt nicht erst beim Abitur an / EU-Frühwarnmechanismus bei Verlust der Approbation von Ärzten als Konsequenz aus Ärzteskandalen in Bad Laasphe und Bad Fredeburg


Südwestfalen/Straßburg - Zur EU-weiten Anerkennung von Berufsqualifikationen gibt es neue Regeln. Das Europaparlament verabschiedete am Mittwoch eine neue EU-Richtlinie, über die bereits eine Einigung mit den nationalen Regierungen (Rat) erzielt wurde. Die Ausbildung von Krankenpflegern in Deutschland wird hiermit europaweit anerkannt.

Dadurch können auch die südwestfälischen Krankenhäuser aufatmen, die sich in den vergangenen Monaten gemeinsam erfolgreich mit dem Dr. Peter Liese gegen ursprüngliche Pläne der Europäischen Kommission gewandt hatten. Diese sahen eine Mindestschulbildung für die Erlernung des Krankenpflegeberufs von 12 Jahren vor, was aber in Deutschland de facto Abitur als Zugangsvoraussetzung bedeutet hätte. Zukünftig gibt es für die Anerkennung des Berufs der Krankenpflegerin und des Krankenpflegers zwei Möglichkeiten: Entweder eine 12-jährige allgemeine Schulbildung plus eine akademische Ausbildung oder eine mindestens 10-jährige allgemeine Schulbildung gefolgt von einer berufsfachschulischen Ausbildung, wie sie in Deutschland angeboten wird.

Peter Liese, gesundheitspolitischer Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP/Christdemokraten), freut sich gemeinsam mit der heimischen Gesundheitswirtschaft und den Patienten über das Abstimmungsergebnis: "In Deutschland haben wir gut ausgebildetes Personal durch das bewährte Modell der dualen Ausbildung in der Krankenpflege.

Die ursprünglichen Pläne der Kommission hätten dieses Modell zerstört und den Pflegenotstand weiter erhöht, indem sie praktisch fünfzig Prozent der jungen Menschen vom Pflegeberuf ausgeschlossen hätte, da sie kein Abitur haben. Der Mensch fängt aber nicht erst mit dem Abitur an. Als Arzt habe ich mit vielen Krankenschwestern zusammengearbeitet und die gute Ausbildung und oft lange Berufserfahrung waren in vielen Situationen mehr wert als mein Abitur und mein Medizinstudium. Ich bin über daher sehr erleichtert, dass sich das Europäische Parlament hier mit seinen Forderungen durchsetzen konnte", so der heimische Abgeordnete.

Die neue Richtlinie sieht außerdem einen europäischen Frühwarnmechanismus für Ärzte vor. Hintergrund sind verschiedenen Ärzteskandale, die in den vergangenen Jahren publik wurden, wonach Ärzte aus Mitgliedsstaaten der Europäischen Union auch in Südwestfalen  ohne gültige Approbation tätig waren und schwere Behandlungsfehler begangen haben, so zum Beispiel ein niederländischer Arzt in Bad Laasphe und Bad Fredeburg.

"Die Europäischen Institutionen haben aus den Skandalen der vergangenen Jahre richtigerweise Konsequenzen gezogen und einen sogenannten Vorwarnungsmechanismus beschlossen, wonach alle Mitgliedsstaaten informiert und gewarnt werden, wenn ein Arzt die Zulassung in einem Land verliert. Hier ist ein Mehr Europa im Sinne der Patienten notwendig", so Liese.