Das Problem jetzt endlich bei der Wurzel packen / Bei Generika müssen wir weg von der Billigmentalität


„Wir müssen endlich weg von der Billigmentalität und dafür sorgen, dass sich die Produktion von lebenswichtigen Arzneimitteln wie Antibiotikasaft für Kinder, Krebsmedikamente, Medikamente für psychische und Herzerkrankungen in Europa wieder lohnt. Unser Gesundheitssystem gibt extrem viel Geld aus, vor allen Dingen für innovative medizinische Präparate. Bei den „Nachahmer Produkten“ haben viele Länder Europas, allen voran Deutschland, allerdings immer nur auf den Preis geachtet. Dies hat dazu geführt, dass die Produktion zunehmend nach Indien und China verlagert wurde, was entscheidend zu den jetzigen Problemen beigetragen hat“, dies erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten) anlässlich einer am Dienstag stattfindenden Debatte des Europäischen Parlaments zu dem Thema. Arzneimittelknappheit ist nicht nur ein Thema in Deutschland, viele andere europäische Länder leiden darunter. „In Deutschland ist es allerdings besonders schlimm, weil die Billigmentalität hier in den letzten Jahren besonders schlimm war“, so Liese.


„Meine Fraktion im Europäischen Parlament weist seit mindestens 20191  auf das Problem hin. Wir haben damals schon beantragt, dass sich das Parlament systematisch im Rahmen eines sogenannten Initiativberichts mit dem Thema beschäftigt. Sozialdemokraten, Linke, Grüne und die liberale RENEW-Fraktion hatten das Anliegen damals abgelehnt, mit der Begründung, es sei nicht prioritär und wir müssen uns um den Green Deal kümmern. Seitdem hat sich die Parlamentsposition positiv weiterentwickelt und wir haben den Initiativbericht mit Verzögerung verabschiedet. Europäische Kommission und Mitgliedstaaten haben allerdings nur bescheidene Teile der Initiative aufgegriffen. Das muss sich jetzt endlich ändern. Die Versorgung von Kindern, Krebspatienten, Menschen mit psychischen Erkrankungen und viele anderen Patienten, die im Moment leiden, muss mehr Priorität bekommen“ so der Arzt und Europaabgeordnete, der sich deshalb jetzt auch noch mal mit einem Brief an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides gewandt hat.

Hintergrundpapier Arzneimittelengpässe


Zum Hintergrund:

Peter Liese ist Arzt und hat im Rahmen eines Arbeitseinsatzes in der Kinderklinik Paderborn im Januar dieses Jahres konkret erlebt, wie Kinder, Eltern und medizinisches Personal unter dem Medikamentenmangel leiden.




1Email zur Anfrage INI-Report 2019 https://www.peter-liese.de/images/Email_zur_Anfrage_INI_Shortages_Dezember_2019.pdf